Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den US-Strafzöllen

Noch ist es zu früh, von einem Handelskrieg zu
sprechen. Aber die Messer werden bereits gewetzt. Derzeit sprechen
alle Anzeichen für eine weitere Eskalation des Streits zwischen den
USA und Europa. Die Spirale aus Zöllen und Vergeltungszöllen
beginnt sich seit Freitag zu drehen. Es ist ein Dilemma – vor allem,
weil es in diesem Konflikt nur Verlierer geben kann. Was sich in
den vergangenen Wochen zwischen den USA und Europa abgespielt hat,
ist ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Handelsstrukturen,
als jeder Staat allein in bilateralen Abkommen versuchte, das
Optimum für sich herauszuholen, und seine eigenen Märkte durch hohe
Zölle abschottete. Nun erleben wir eine Rückkehr zu diesem
unsäglichen Protektionismus. Der Konflikt kommt für Europa zur
Unzeit, hat doch die Staatengemeinschaft genug damit zu tun,
ihren Zusammenhalt zu sichern. In immer mehr Ländern gelangen
EU-kritische Politiker an die Macht, gewählt von frustrierten Bürgern
– so wie jetzt in Italien – die sich von Brüssel gegängelt sehen und
sich daher von der Gemeinschaftsidee abwenden. Tatsächlich ist die EU
in ihrer Existenz mehr denn je bedroht. Außenminister Heiko
Maas (SPD) klingt fast hilflos, wenn er erklärt: »Unsere Antwort
auf –America First– kann nur heißen: –Europe united–.« Europa will
kämpfen, zieht aber lädiert in diese schmutzige Schlacht mit
US-Präsident Donald Trump. Mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie
Whiskey, Erdnussbutter und Motorräder will die EU Trump unter
Druck setzen – doch um welchen Preis? Harley Davidson hat seinen
Sitz in Wisconsin – jenem Bundesstaat, aus dem Paul Ryan, der
Sprecher des Repräsentantenhauses, stammt. Ungewollt schließen die
Europäer die Reihen hinter dem US-Präsidenten so nur noch fester.
Die EU will nicht als der Dumme dastehen und lässt ihre nicht gerade
ausgeprägten Muskeln spielen. Doch ist diese Strategie wirklich klug?
Wird Trump, der Unberechenbare, nicht noch mehr gereizt? Es wäre gut,
die Nerven zu bewahren und cool zu bleiben. Die Zölle auf Stahl und
Aluminium sind ungerecht. Sie verstoßen gegen geltendes Recht. Aber
sie sind verschmerzbar. Ein Handelskrieg, wenn er sich denn auf die
Autoindustrie ausweiten würde, wäre es nicht.

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Andreas Kolesch
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