Wie unterschiedlich die Bilder sind: In
Deutschland sollen nach den Plänen der Europäische Union 150 000
E-Tankstellen bis 2020 entstehen. Auf der internationalen Motor-Show
in der US-Metropole Detroit, traditionell die erste große und
wegweisende Automesse des Jahres, spielen Elektro-Fahrzeuge dagegen
so gut wie keine Rolle. Stattdessen rücken dort die
alltagstauglicheren und für Privatkunden interessanteren Hybrid-Wagen
ins Rampenlicht. Vor allem die Plug-In-Hybrids, also Autos, die
sowohl mit Elektro- als auch mit Verbrennungsmotoren ausgestattet
sind, deren Batterien aber auch an der Steckdose geladen werden
können und die eine rein elektrische Reichweite von 30 bis 50
Kilometer haben, sind für viele Experten zukunftsweisend. Die
Entwicklung dieser Technologie wird massiv vorangetrieben. Dessen
ungeachtet aber zeigen in der US-Autostadt fast alle Hersteller auch
wieder extrem leistungsstarke Automobile. Der Kritik am Ausbau der
PS-Zahlen wird in den USA mit dem Hinweis auf immer effizientere
Motoren begegnet. Was durchaus stimmt. In den vergangenen Jahren ist
es gelungen, die Verbräuche bei vergleichbaren Aggregaten um bis zu
35 zu reduzieren – bei den Normverbräuchen. Wird aber zügig gefahren,
verlangen die Motoren weiterhin gierig nach Futter. Technische
Neuerungen ohne gleichzeitige Leistungssteigerungen hätten hier
eventuell Abhilfe geschaffen. Allerdings haben sich die in der
Vergangenheit angebotenen Sparmobile fast immer zu Ladenhütern
entwickelt. Und in solche mag kaum jemand investieren – auch deshalb
fristen die E-Autos ein Schattendasein, noch ehe sie wirklich die
Sonne gesehen haben. Wie im Januar 2012 blickt die deutsche
Autoindustrie auch ein Jahr danach bis auf die Ausnahme Opel auf ein
überaus erfolgreiches Absatzjahr zurück. Erneut haben Audi, BMW,
Porsche und VW Rekorde eingefahren. Die Spitzenwerte aus 2011 wurden
nochmals getoppt. Aber wie schon 2012 auf der Motor-Show treten alle
Vorstände in Detroit auf die Euphoriebremse. Fast deckungsgleich sind
die Aussagen im Vergleich zu denen vor zwölf Monaten. Von
»schwierigen Bedingungen« oder »Unwägbarkeiten« ist die Rede, wenn–s
um 2013 geht. Durchaus verständlich diese Vorsicht. Schließlich zeigt
gerade Europa, dass der Verkauf von Autos nicht einfach ist. Hier
sind die Zahlen drastisch eingebrochen, konnten nur von den global
aufgestellten Marken mit guten Verkäufen in China, Russland und vor
allem Nordamerika kompensiert werden. Seit 2009 geht es in den USA
bergauf von 10,4 auf zuletzt 14,5 Millionen verkaufte Fahrzeuge. Im
laufenden Jahr könnten es sogar mehr als 15 Millionen Neuwagen sein.
In Europa und auch in Deutschland kann man von solchen Zahlen derzeit
nur träumen. Die Absatzflaute betrifft mittlerweile sogar schon die
Zulieferer – wie der Stellenabbau bei Benteler in Paderborn zeigt.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261
Weitere Informationen unter:
http://