Den Ernst der Lage hat die griechische Regierung
offenbar noch immer nicht begriffen. Dass Finanzminister Giannis
Varoufakis zum Treffen der Eurogruppe zu spät kam, steht sinnbildlich
für die falsche Gelassenheit, die der Ökonom an den Tag legt. Dabei
ist gerade Zeit das höchste Gut für die Hellenen. Denn sie läuft
ihnen davon. Athen bleiben nur noch vier Tage, um zu einer Einigung
zu kommen. Eine Antwort auf wirklich brennende Probleme bleibt
Varoufakis schuldig. Etwa, wie er mit einem künstlich aufgeblasenen
Beamtenapparat Korruption entgegenwirken und die Steuermoral reicher
Griechen beflügeln will. Oder, wie Geld in die Kassen gespült werden
soll, wenn marode Firmen wieder in Staatshand genommen, statt
gewinnbringend verkauft werden.
Seit Tagen stürmen Hellenen ihre Banken. Von dem Notkredit, den
die EZB den griechischen Geldhäusern gewährt hat, ist ein Drittel
aufgebraucht. Offenbar trauen die Bürger ihrem neuen Schatzmeister
nicht mehr zu, eine einvernehmliche Lösung mit Geldgebern zu finden.
Varoufakis ist dabei, das Vertrauen seines Volkes zu verspielen.
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Westfalen-Blatt
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