Ein Teil des griechischen Problems ist das
ausgesprochen seltsame Politikverständnis der neuen Führung sowie ihr
Umgang mit Verträgen und Vereinbarungen. Das zeigte sich nicht
zuletzt bei den Hoffnungen, die auf dem Krisengespräch lagen. Als ob
eine kleine Runde geltende Verträge und Beschlüsse einfach aufheben
könnte.
Tsipras, der offenkundig erwartet hatte, mehr Geld mit nach Hause
nehmen zu können, musste scheitern und erneut die Erfahrung machen,
dass die Euro-Gruppe der EU eben kein loser Verein ist, in dem jeder
machen kann, was er will.
Der Beschluss, dass Athen zunächst seine Reformen auflisten muss
und erst dann frisches Geld bekommt, wenn diese Liste gebilligt
wurde, ist nichts, was man einfach aushebeln oder übergehen darf.
Niemand verlangt von Tsipras, die sozial Schwachen weiter ins Elend
zu stoßen. Er soll die Verwaltung umbauen, den Staat fit machen. Das
ist nicht unsozial, sondern der einzige Weg, um den Griechen das zu
geben, was ihr neuer Premierminister versprochen hat: die Würde,
wieder unabhängig und eigenständig wirtschaften und arbeiten zu
können.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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