Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Großpfarreien

Wie können Menschen Religion direkt erleben?
Durch den Kontakt zu Seelsorgern, sei es bei der Taufe eines Kindes,
der Eheschließung oder der Beerdigung eines Angehörigen. Von Pfarrern
wird erwartet, dass sie Vorbilder sind. Wenn man sie aber nicht
antrifft oder sie bei der Hochzeitszeremonie nicht »überzeugen«,
kehren vor allem jüngere Leute der katholischen Kirche den Rücken.
Das hat die Kirchenaustrittsstudie des Bistums Essens gezeigt.
Angesichts von Kostendruck und schwindenden Mitgliederzahlen muss die
katholische Kirche zwangsläufig auf Großpfarreien setzen. Aber das
ist riskant. Wenn sich ein Pfarrer um mehrere Gemeinden gleichzeitig
kümmern muss, leidet die persönliche Beziehung zu den Menschen.
Großpfarreien senken auch die Attraktivität des Priesterberufs. Wer
will schon bis zu neun Beerdigungen in der Woche »erledigen«? Schon
jetzt ist der Priestermangel ein Riesenproblem. Die katholische
Kirche steckt in der Zwickmühle. Inmitten der Strukturreform muss es
ihr gelingen, Religion weiter persönlich erlebbar zu machen. Laien
werden da immer wichtiger. Schafft sie das nicht, schafft sie sich
ab.

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Andreas Kolesch
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