Israel will am 14. Mai den  70. Jahrestag seiner
Gründung  feiern. Die Palästinenser nennen diesen Tag »Nakba«: 
Katastrophe. Und man muss leider befürchten, dass es zu einer solchen
kommen könnte. Denn es   gibt ein Szenario, das den  jüdischen und 
demokratischen Staat mit  Sorge umtreibt. Wie könnte Israel 
reagieren, wenn Hunderttausende Palästinenser im Westjordanland und 
im Gaza-Streifen am 14. Mai zur Grenze marschieren und gegen die 
Vertreibung vor 70 Jahren, gegen  die Besatzung seit 51 Jahren, gegen
die   Abriegelung Gazas seit elf  Jahren und für ein  Recht auf 
Rückkehr demonstrieren sollten – und dabei womöglich die Grenze 
übertreten wollten? Einen Vorgeschmack darauf, was dem Nahen Osten 
und der Welt Mitte Mai bevorstehen  könnte, geben in diesen Tagen  
die Proteste in Gaza. Die Aktion »Marsch der Rückkehr«, angeblich 
organisiert von 20 jungen Aktivisten in Gaza, will  sechs Wochen lang
Palästinenser gegen Israel mobilisieren – und einer Forderung 
Ausdruck verleihen, die unrealistischer nicht sein könnte und daher 
bei Verhandlungen auch kein Thema mehr ist: das Recht auf Rückkehr 
der  1948 geflohenen  oder vertriebenen 750.000 Araber –  und ihrer 
Nachkommen bis heute. Da die Palästinenser als einzige Volksgruppe 
ihren Flüchtlingsstatus vererben dürfen, hätten etwa fünf Millionen 
Araber das Recht, von Israel und seinen 8,3 Millionen Einwohnern 
aufgenommen zu werden. Für den jüdischen Staat wäre das 
gleichbedeutend mit dem Ende seiner Existenz. Und genau darum geht es
der in Gaza herrschenden Hamas und anderen radikal-islamischen 
Gruppen: Israel soll ausgelöscht werden. Und so schickt die Hamas 
wieder Frauen und Kinder in den Kampf gegen die übermächtige Armee, 
um Opfer und Bildmaterial zu produzieren, das der Welt sagen soll: 
Israel ist der böse Aggressor, dem das Leben palästinensischer Frauen
und Kinder egal ist. Dumm nur, dass beim Angriff auf Israel 
offensichtlich vor allem islamistische Terroristen zu Tode gekommen 
sind. Das schadet der Propaganda. Der Plan der Hamas ist   perfide: 
Wären die Opfer zahlreicher, jung und weiblich gewesen, hätten  UN 
und EU gegenüber Israel nicht so  moderat reagiert und mehr gefordert
als eine »unabhängige Untersuchung der Ereignisse«. Solche 
Forderungen werden in Israel  nicht  mal ignoriert, sie werden erst 
gar nicht  wahrgenommen. Aus politischer Sicht ist der »Marsch der 
Rückkehr«  durchaus klug. Denn damit erheben die Palästinenser eine 
Forderung, die für Israel so unannehmbar bleiben muss, wie es für die
Palästinenser selbst die Anerkennung Jerusalems als Israels 
Hauptstadt ist. Dass die USA ihre Botschaft ausgerechnet am 15. Mai 
in Jerusalem eröffnen wollen, trägt nicht gerade zur Beruhigung bei.
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Andreas Kolesch
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