In diesen Tagen können sich alle, die den Euro 
für eine Fehlkonstruktion halten, bestätigt fühlen. Ja, die 
Gemeinschaftswährung hat Schwächen. Und womöglich stimmt es auch, 
dass sich so viele unterschiedliche Volkswirtschaften gar nicht in 
eine Währung zwängen lassen – ohne dass sich die schwächsten Länder 
dabei verschulden müssen, weil sie kein eigenes Geld mehr haben, das 
sie bei Bedarf abwerten könnten. Das hat die Krise Griechenlands mehr
als deutlich gezeigt. Von dieser Krise ist derzeit nur noch in der 
Vergangenheitsform die Rede. Da ist viel guter Glaube im Spiel. Nun 
ist Italien sechsmal so groß wie Griechenland, es ist die drittgrößte
Volkswirtschaft Europas und immer noch die achtgrößte der Welt. 
Deswegen gilt eine ähnliche Hilfsaktion wie für Athen mit diversen 
hunderte Milliarden schweren Rettungspaketen als ausgeschlossen. Ein 
Schwergewicht wie Italien oder Spanien dauerhaft zu stabilisieren, 
das gibt der Rettungsfonds ESM aus guten Gründen nicht her. Trotzdem 
werden die Eurogruppe und die Europäische Union (EU) alles – mit 
Ausnahme eines Schuldenschnitts – zu unternehmen versuchen, damit 
Italien auch in Zukunft seine Schulden bedienen und im Euro bleiben 
kann. Kann es das nicht, wären die Folgen für das Bankensystem und 
für die gesamte Eurozone fatal. Und was, wenn immer noch mögliche 
Neuwahlen von den Populisten der linkslastigen Fünf-Sterne-Bewegung 
und der rechtsnationalen Lega zu einem Brexit-ähnlichen Referendum 
über den Euro und die EU gemacht werden? Und was, wenn sie für ihren 
gemeinsamen anti-europäischen Kurs eine klare Mehrheit bekommen 
sollten, wie es aktuelle Umfragen andeuten? Es fällt nicht leicht, 
auf die Vernunft der handelnden Populisten und vor allem die ihrer 
Wähler zu hoffen. Bei normalem Verstand können die Politiker kein 
Interesse an einem »Italexit« haben. Denn ihr Geld liegt in Euro auf 
den Banken, nicht in Lire und nicht in vom Staat ausgegebenen 
Nebenwährungen. Hinzu kommt, dass die Lega-Unterstützer aus den 
Unternehmen im wirtschaftlich starken Norden den Euro behalten 
wollen. Das weiß Lega-Chef Matteo Salvini nur zu gut. Trotzdem drängt
er darauf, die Italiener so schnell wie möglich wieder wählen zu 
lassen. Schwierig ist die Entwicklung für das Verhältnis von Angela 
Merkel und Emmanuel Macron. Die Kanzlerin wartet wie immer ab, 
während der französische Präsident drängt. Im Angesicht der akuten 
Krise Italiens scheinen Macrons Reformideen für Europa vorerst 
ausgeträumt zu sein.
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