Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel in China

Angela Merkel, so wird uns glaubhaft versichert,
kann in China über alles reden – aber nicht mit jedem. Die als »Große
Schwester« respektierte, wenn nicht gar gefeierte Deutsche bekam am
Freitag ihre Grenzen aufgezeigt. Nicht die Staatsführung, sondern –
viel schlimmer – die Staatssicherheit gab ihr zu verstehen, wer im
roten Riesenreich das Sagen hat. Die Kanzlerin ist Gast, sie bleibt
bei ihrer Programmgestaltung auf die stille Duldung der Gastgeber
angewiesen. Dennoch ist es ein Affront, sie dermaßen abzuschirmen,
dass ein persönlich eingeladener Menschenrechtsanwalt genau so
eingeschüchtert wird wie eine mutige Redaktion in der Provinz. Die
Sache hat inzwischen Tradition. Der Programmteil »Begegnung mit der
Zivilgesellschaft« sorgte bislang bei jeder der fünf Kanzlerreisen
für Stress in Chinas riesigem Repressionsapparat. Nicht so bei der
Kanzlerin. Die lässt einfach nicht locker und verfährt nach der
Methode »steter Tropfen höhlt den Stein«. Die Devise dürfte
verstanden werden, sie stammt von dem Philosophen Laotse, einem der
ältesten und angesehensten Denker des Landes.

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