Unliebsame Maßnahmen oder Entscheidungen auf
andere abwälzen, ist menschlich. Nichts anderes tun Politiker, wenn
sie die Europäische Zentralbank dafür in die Pflicht nehmen, die
Zinslast von Staatsschulden zu verringern und durch eine Politik des
billigen Geldes die Konjunktur anzutreiben. Etwas anderes ist es,
dass sich die Notenbanker von den Politikern tatsächlich vereinnahmen
lassen. Niemand zwingt Mario Draghi und die anderen Direktoren der
EZB, Staatskredite aufzukaufen, um die Regierungen und ihre Wähler
vor höheren Zinsen zu schützen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet
Jens Weidmann warnt, dass die Notenbanken irgendwann überfordert sein
werden. Der Bundesbank-Chef war der einzige in der EZB-Führung, der
sich dem Ankauf von Staatsanleihen wackeliger Länder bis zum Ende
widersetzt hat. Daher richtet sich sein Appell genauso an diejenigen,
die mit ihm in Frankfurt für die Stabilität der Währung Verantwortung
tragen. Die EZB hat Macht. Ein Allheilmittel hat sie nicht. Zumindest
sind die Risiken und Nebenwirkungen so groß, dass der gedankenlose
Einsatz extrem gefährlich ist.
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