US-Präsident Barack Obama sollte die Probleme in
Irak und Syrien ehrlich eingestehen. Luftangriffe auf die Extremisten
des »Islamischen Staats« (IS), die einhergehen mit einer Aufrüstung 
verbündeter Kräfte auf dem Boden bringen nur taktische Erfolge wie 
die Rückeroberung des Damms von Mossul. Kurzfristig sind diese 
unverzichtbar, um den Vormarsch der Terrorbrigaden zu stoppen. Für 
eine dauerhafte Lösung braucht es mehr. Niemand weiß das besser als 
Obamas oberster General Martin Dempsey. Solange die IS-Kämpfer im 
syrischen Teil ihres Kalifats ein sicheres Rückzugsgebiet finden, sei
ihnen militärisch nur schwer beizukommen, gab er zu Protokoll. Und 
nur aus der Luft werden sich die Extremisten nicht aus Metropolen wie
Mossul vertreiben lassen. Was fehlt, ist eine umfassende Strategie, 
das Übel des »Islamischen Staats« an der Wurzel zu packen. 
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel will sich auf jeden Fall jede 
Möglichkeit offen lassen: »Wir prüfen alle Optionen«.  Die 
Abkömmlinge der El-Kaida florierten in dem Chaos zweier Länder, in 
denen säkulare Diktatoren über Jahrzehnte mit brutaler Gewalt für 
Ruhe sorgten. Saddam Hussein und Bashir al-Assad haben die Demokratie
und jeden islamischen Extremismus gleichermaßen unterdrückt.  Den 
einen hat George W. Bush mit seiner Invasion beseitigt. Der andere 
klammert sich an der Macht, hat aber die Kontrolle über weite Teile 
seines Staatsgebiets verloren. Das Vakuum füllt nun das auf syrischem
und irakischem Territorium ausgerufene Kalifat. Der im Namen des 
»Kriegs gegen den Terror« begonnene Feldzug hat ironischer Weise eine
größere Bedrohung geschaffen, als sie von den säkularen Regimen je 
ausging. Unbehelligt davon kamen hingegen die Sponsoren des 
islamischen Extremismus aus Saudi Arabien, mit dessen 
absolutistischen Königshaus die Bush-Familie freundschaftlich 
verbunden ist.  15 der 19 Terroristen, die am 11. September 2001 
Ziele in den USA angriffen, stammen aus dem saudischen Königreich. 
Wie auch der »Islamische Staat« heute Geld, Waffen und Ideologie von 
den salafistischen Glaubensbrüdern bezieht. Abgeschaut haben die 
Mörder des Reporters James Foleys auch das barbarische Abschlachten. 
Allein in diesem Monat wurden nach einem Bericht der New York Times 
in Saudi Arabien 19 Personen enthauptet. All das muss eine Strategie,
die den Terror des »Islamischen Staats« nicht nur eindämmen, sondern 
ausschalten will, aufnehmen. Nur mit Luftschlägen werden die USA ihre
Ziele nicht erreichen. Selbst 100 000 US-Soldaten haben es in zehn 
Jahren nicht geschafft, den Irak zu befrieden.  Benötigt wird ein 
Gesamtkonzept, das falsche Freunde outet, die Nachbarländer 
miteinbezieht und den Kampf gegen die Extremisten zu einer 
internationalen Aufgabe macht. Davon ist bisher nicht viel zu 
erkennen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261