Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ost- und Westdeutschland

McDonald–s gibt es in Magdeburg genauso wie in
Essen, die Westdeutschen trinken Radeberger Pils, die Ostdeutschen
essen Pizza von Dr. Oetker. Beim Konsum sind die beiden Landesteile
längst eins. Das gilt auch für die traurige Entwicklung, dass junge
Leute zur Ausbildung in die Städte abwandern und Dörfer verwaisen.
Dass der Osten bei der Produktivität noch hinterherhinkt,
verwundert nicht. Die Planwirtschaft der DDR war am Ende zu marode,
der Nachholbedarf riesig. 25 Jahre sind zu kurz, um überall blühende
Landschaften zu schaffen.

Die Mauer aus Beton ist weg, die in den Köpfen teilweise noch
da. Ein Drittel der Ostdeutschen findet die Westdeutschen arrogant
– eine alarmierend hohe Zahl. Aufgeschreckt durch »Pegida«,
betrachten umgekehrt viele im Westen Länder wie Sachsen als
Brennpunkte der Fremdenfeindlichkeit. Hier droht eine neue
gedankliche Mauer zwischen den Landesteilen. Die DDR kannte keine
Einwanderung, die kommunistischen Freunde aus Vietnam, Kuba, Angola
und Mosambik blieben die Ausnahme. Die Politik in Dresden und
Magdeburg ist gefordert, klar Stellung gegen Rassismus zu beziehen
und die Angst vor »Überfremdung« zu nehmen. 25 Jahre nach der Wende
müssen Ost und West auch bei Toleranz und Weltoffenheit eins werden.

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