Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ratingagenturen

Aufgabe einer Ratingagentur ist es, im Rahmen
der Notengebung für Staatsanleihen auch die Politik eines Landes zu
bewerten. Dagegen ist es nicht ihre Aufgabe, Politik zu machen. Genau
das aber hat Standard & Poor–s mit der angedrohten Abstufung der
Bonität Deutschlands und anderer europäischer Staaten unmittelbar vor
der Brüsseler Gipfelkonferenz getan. Ein solches Vorgehen ist auch
dann unzulässig, wenn die Ratingagentur aus Sicht der deutschen
Regierung Kanzlerin Angela Merkel den Rücken stärkt. Hier gerät ein
System aus dem Ruder. Es ist, als wenn ein Wirtschaftsprüfer dem
Unternehmer vorschreiben will, welche Investitionen er tätigen soll.
Politik machen ist Sache der gewählten Parlamente und Regierungen.
Ratingagenturen sollen die Bonität bewerten. Damit sind sie, wenn sie
es gut machen, ausgelastet. Interessant wäre es, einmal die Arbeit
der Ratingagenturen unabhängig zu bewerten. Angesichts der
Sorglosigkeit in den Fällen Lehman Brothers und Griechenland wäre
eine bessere Note als CCC (»nur bei günstiger Entwicklung keine
Ausfälle erwartbar«) schon eine Überraschung.

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Andreas Kolesch
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