Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Trump und Putin

Donald Trump stellt die Amerikaner vor ein
Rätsel. Warum verteidigt er nach dem Briefing über die russische
Cyber-Attacken Wladimir Putin und sät Misstrauen gegen die
US-Geheimdienste? Statt der Öffentlichkeit zu erklären, warum CIA,
FBI und NSA ihre »Beweise« nicht publik machen, können, unterminiert
er die Arbeit der nationalen Sicherheitsbehörden.

Moskau verfolgte in den USA, wie nun auch vor den Wahlen in
Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, ein klares Ziel. Es
versucht das Vertrauen in die liberalen Demokratien des Westens zu
untergraben. Rätselhaft dagegen bleibt, warum sich Trump wie ein
Streichelkater vor die Füße des russischen Bären legt?

Der »Washington Post«-Kolumnist Eugene Robinson vermutet den
Schlüssel zu Russophilie Trumps in dessen Steuererklärung. Demnach
könnte sein Bauimperium am Tropf russischer Kredite hängen, die er
nicht gefährden will. Andere Analysten spekulieren über einen großen
Strategie-Schwenk in der US-Außenpolitik, deren künftige Säule ein
Trump-Putin-Pakt werde. Dieser richte sich gegen die Volksrepublik
China und ginge zu Lasten West-Europas und speziell Deutschlands,
dessen Wirtschaft vom Außenhandel lebt.

Ein Indiz dafür ist die Skepsis Trumps gegenüber der Nato, die er
schon in den 90er Jahren in ganzseitigen Zeitungsanzeigen
kritisierte. Ein solcher Schwenk käme einem Paradigmenwechsel gleich,
der die Stabilität der Nachkriegsordnung in Europa in bedenklicher
Weise aufs Spiel setzte.

Gemessen an seinem Umgang mit den Geheimdiensten, die Trump in
zwei Wochen unterstehen werden, gibt es leider wenig Anlass darauf zu
setzen, dieser Präsident werde sich irgendwie einhegen lassen. Er
schwänzt die Briefings der Sicherheitsbehörden, redet die
Erkenntnisse der Dienste herunter und unterminiert Institutionen, die
für die nationale Sicherheit der USA essenziell sind.

Bestenfalls löst sich das Rätsel hinter Trumps hartnäckiger
Ignoranz der russischen Einmischung mit bloßer Eitelkeit auf. Niemand
soll denken, er habe die Wahlen nur mit russischer Hilfe gewinnen
können. »Lächerlich« seien die Befunde der Geheimdienste, postulierte
Trump und zitiert als Kronzeugen Julian Assange, den er vor nicht
allzu langer Zeit wegen Verrats noch zu Tode verurteilt sehen wollte.
Widerspruchslos vollziehen seine Claqueure die Kehrtwende mit. Ging
der Flirt mit dem Autokraten in Moskau im Wahlkampf noch als
Kuriosität durch, lässt das standfeste Bestreiten der russischen
Cyber-Attacken wenige Tage vor Einzug in das Oval Office alle
Alarmglocken aufschrillen. Statt mit feuchten Augen Putin zu preisen,
sollte Trump einen nüchternen Blick auf die Realitäten werfen.

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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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