Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Atomstreit Korea

Die Idee vom olympischen Frieden ist uralt und
ebenso brüchig wie das Ruhen der Waffen über Weihnachten. Immerhin:
Auf den Kriegsschauplätzen herrschte in diesen Tagen tatsächlich
relative Ruhe.

Noch völlig offen ist, ob die in sechs Wochen beginnenden
Olympischen Winterspiele in Südkorea unter einem friedlichen Stern
stehen. Das Kriegsgeschrei zwischen Diktator Kim Jong Un und dem
nicht minder schrillen US-Präsidenten Donald Trump muss dringend
nachlassen. Wintersportler aus aller Welt sollen mit einem weniger
flauen Gefühl nach Südkorea reisen. Ihr Ziel Pyeonchang liegt gerade
einmal 95 Kilometer südlich der derzeit brisantesten Grenze der Welt.
Ausgerechnet Heiligabend drehte Nordkorea erneut an der
Rüstungsspirale. Das Land werde seine »nukleare Abschreckung zur
Selbstverteidigung« weiter verstärken, hieß es aus dem
Außenministerium. Die jüngsten Sanktionen des UN-Sicherheitsrats
seien eine »kriegerische Handlung«.

Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor – mit den Stimmen Chinas – noch
härtere Strafmaßnahmen wegen anhaltender Atom- und Raketentests
beschlossen. Im- und Exporte wurden weiter eingeschränkt. Am meisten
schmerzen dürfte die Kappung von Geldüberweisungen der im Ausland
arbeitenden Nordkoreaner. Der »Raketenmann« (Trump über Kim) steckt
endgültig in der Sackgasse. Er könnte versucht sein, dem verhassten
Nachbarn im Süden die kommenden Winterspiele durch neuerliche
Raketenstarts zu vermasseln.

Es ist höchste Zeit, dass die olympische Idee von Frieden und
Verständigung in den verbleibenden Wochen weltweit auf die Agenda
gesetzt wird. »Pyeongchang ist vielleicht die letzte Chance für die
Mächtigen in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. Sie müssen sich der
Welt öffnen, wenn sie eine positive Zukunft für sich und die Menschen
auf der koreanischen Halbinsel wollen«, fordert Martin Lessenthin,
Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte
in Frankfurt.

Alle, die guten Willens sind, sollten sich jetzt zum olympischen
Frieden bekennen. Pierre de Coubertins Ideale sind ein Leitfaden. Der
Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit definierte 1880 den
sportlichen Wettkampf als neue Form geregelter und gewaltfreier
Konfliktlösung. Sein Motto: alle Sportarten, alle Nationen. Dem mit
Atomkrieg drohenden Kim Jong Un muss vor Augen geführt werden, dass
es eine andere als seine Idee von dieser Welt gibt. Ein über jedes
Stöckchen springender US-Präsident bringt Korea nicht weiter. Schon
2004 rangen Sportler beider Staaten vereint in einer Mannschaft um
Medaillen. Und bereits im Jahr 2000 waren Nord- und Südkoreaner bei
der Eröffnungsfeier in Sydney hinter einer Fahne ins Stadion
eingezogen. Das ist der Weg zum Frieden.

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Andreas Kolesch
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