Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Hausärztemangel

Berstend volle Praxen, Bürokratie, bis der Arzt
kommt, und dazu Einkommensaussichten, die in Gebieten mit einem
geringen Anteil von Privatpatienten jeden Handwerksmeister nur müde
lächeln lassen: Hausarzt ist längst kein Traumberuf mehr.

Teilzeitarbeit, die vor allem von jungen Ärztinnen mit
Familienwunsch nachgefragt wird, kann allenfalls in Kliniken mit
einem ausgeklügelten Schichtsystem realisiert werden. In der
klassischen Kleinpraxis hingegen ist sie kaum umzusetzen. Kein
Wunder also, dass in NRW doppelt so viele Hausärzte in Rente gehen
wie Praxen neu besetzt werden.

Kommt also tatsächlich eine »Katastrophe« auf uns zu, wie
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) befürchtet? Auf noch
längere Wartezeiten, noch abgehetztere Ärzte und noch weniger Zeit
für Prävention und ganzheitliche Patientenbetreuung müssen wir uns
wohl einstellen.

Mehr Geld und mehr Studienplätze allein werden nicht reichen, um
den Mangel zu beheben. Das System insgesamt ist krank. Mehr
Wertschätzung, weniger Gängelei, mehr Zeit, einfach nur Arzt zu sein:
Das wäre mal eine sinnvolle Therapie.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell