Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Holocaust-Gedenken

Der Bundespräsident nimmt uns in die Pflicht.
»Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die
in Deutschland leben.« Was Joachim Gauck damit meint: Wer bei uns
lebt, muss das Gedenken an die Ermordung von sechs Millionen Juden
während der Nazi-Zeit akzeptieren. Die historische deutsche Schuld
geht alle Bewohner des Landes an. Ganz gleich, welcher Partei sie
nahe stehen oder woran sie glauben.

Gut, dass Gauck diese klaren Worte gefunden und gesagt hat. Denn
80 Jahre nach Beginn der Judenverfolgung ist die Erinnerung an den
Genozid in weiten Teilen der Gesellschaft keine
Selbstverständlichkeit mehr.

Was das Staatsoberhaupt auch gemeint hat: Für bei uns lebende
Muslime ist die Akzeptanz des Holocaust-Gedenkens so etwas wie der
Lackmus-Test in Sachen Integration. Da dem Islam eine gewisse
Judenfeindlichkeit innewohnt, hat Gauck mit seinen Worten einen
deutlichen Appell an die Muslime gerichtet: Antisemitismus ist mit
uns nicht zu machen. Abzuwarten bleibt, ob dieser Appell den nächsten
Gaza-Konflikt übersteht.

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