Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Missbrauchsbericht von Christine Bergmann

Wer hätte das gedacht! Opfer sexuellen
Kindesmissbrauchs leiden auch nach Jahren noch, und sie brauchen
Hilfe. Diese bahnbrechende Erkenntnis hat Christine Bergmann (SPD)
gestern verbreitet, nachdem sie sich seit mehr als einem Jahr als
Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung mit zahlreichen Opfer
beschäftigt hatte. Solche Plattitüden müssen den Betroffenen die
Haare zu Berge stehen lassen – ebenso die Forderungen, »vorhandene
Beratungsstrukturen zu vernetzen« und »Beratungsstrukturen durch
unterstützende Öffentlichkeitsarbeit« bekanntzumachen. Zum Glück
enthält der Bericht dann doch noch Greifbares. Etwa,
Schmerzensgeldansprüche erst 30 Jahre nach dem 21. Geburtstag des
Opfers verjähren zu lassen. Als Entschädigung schwebt Bergmann
allerdings nur das vor, was einem Kind zum Zeitpunkt der Tat
zugestanden hätte. Und wieviel wäre das wohl 1965 gewesen? Die Zeit
runder Tische und immer neuer Expertenvorschläge muss auch einmal
vorbei sein. Jetzt müssen die Träger staatlicher und kirchlicher
Kinderheime die Opfer endlich entschädigen.

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