Manchmal reicht der gute Wille allein nicht. Das
musste Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gestern erfahren. Der
CSU-Politiker erlebte einen holperigen Start seines Textilbündnisses
für mehr Fairness. Der moralisch notwendige Versuch, die meist
schlimmen Arbeitsbedingungen der Näherinnen in baufälligen Fabriken
in Asien zu verbessern, krankt an der mäßigen Beteiligung der
Wirtschaft.
Etwa die Hälfte der Firmen und Verbände, die Müller für das
Projekt gewinnen wollte, macht nicht mit. Dazu gehören mächtige
Handelskonzerne wie Otto, Lidl und Kik. Ihr Argument, Müller
abzusagen: Man könne nicht jeden Produktionsschritt bei Lieferanten
und Subunternehmern im Ausland vollständig überwachen. Auch die
Umweltschutzorganisation Greenpeace distanzierte sich von dem
Bündnis, weil es kein Verbot für den Einsatz giftiger Chemikalien
beinhaltet.
Hat Müller sein Projekt etwa mit der heißen Nadel gestrickt?
Sicher ist, dass er den Widerstand der Wirtschaft, die strikt auf
ihre Marge achtet, unterschätzt hat. So wird das Textilbündnis die
Welt kaum ändern können. Einziger Trost: Ein Anfang ist gemacht.
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