Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Ausbildungsabbrecher

Mehr als jeder fünfte, im Handwerk sogar fast
jeder dritte Lehrling beendet seine Ausbildung vor der Prüfung. Da
ist man schnell bei der Suche nach dem Schuldigen.

Ist es die Wirtschaft? »Lehrjahre sind keine Herrenjahre«, hieß es
früher. Sicher gibt es auch heute noch Unternehmen, die ihre
Lehrlinge ausbeuten – auf Kosten der Ausbildung. Dabei ist nicht
gemeint, dass man den Jugendlichen mal bittet, zu fegen oder für
seine Arbeitsgruppe den Kaffee zu kochen.

Ist die Jugend schuldig? Die Klagen über fehlendes
Allgemeinwissen und über schlechtes Benehmen sind bekannt – und mit
Sicherheit im ein oder anderen Fall berechtigt.

Doch sollte man sich hüten, immer nach Schuldigen zu suchen.
Jugendliche haben das Recht, eine Ausbildung abzubrechen, wenn sie
merken: Das ist nichts für mich. Und genauso haben Unternehmer das
Recht zu sagen: Der passt nicht zu uns. Politiker fordern die
Wirtschaft immer wieder auf, auch Jugendlichen eine Chance zu geben,
die nicht die besten Voraussetzungen mitbringen. Da muss eine
Entscheidung auch korrigiert werden können – zumal, wenn etwa
Abiturienten die Entscheidung wegen verkürzter Schulzeit in jüngeren
Jahren fällen müssen. Besser einen Fehler rückgängig machen als ein
Leben lang leiden.

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