Mindestens besorgniserregend – aber kein Grund
zur Panik. So ist die Situation im Kreis Paderborn vor dem bundesweit
größten Test von fast 1000 Menschen seit Bestehen der Darmerkrankung
EHEC. In Deutschland sind bisher 48 Todesfälle zu beklagen, darunter
drei im Kreis Paderborn. Wenn es überhaupt schon eine erste Lehre
geben kann, lautet diese, das Meldewesen unter den Behörden und die
Informationspflicht gegenüber Eltern zu verbessern. Seit Tagen glühen
die Telefondrähte zwischen Mitarbeitern des Kreisgesundheitsamtes,
des Robert-Koch-Instituts, des Landrats, der Kindergärten und Schulen
– nicht zuletzt der Eltern, die in Sorge um ihre Kinder sind. EHEC
ist für den gesamten Kreis Paderborn eine Herkulesaufgabe, die es zu
meistern gilt. Vor allem, weil es schnell gehen muss und die
Darmerkrankung lebensgefährliche Folgen haben kann. Besonders
tückisch an dem Keim ist, dass die Menschen ganz unterschiedlich auf
ihn reagieren. Die Krankheitsverläufe reichen von leichtem Durchfall
bis hin zu schwerem Nierenversagen. Und wiederum andere sind
infiziert, aber dennoch putzmunter. Die Gesundheit ist das höchste
Gut. Somit ist der Kraftakt gerechtfertigt, fast 1000 Menschen auf
EHEC zu überprüfen. Den Massentest anzuordnen, war die richtige
Entscheidung und hat nichts mit Panikmache zu tun. Ganz im Gegenteil:
Verlässliche Ergebnisse und Zahlen sowie Aufklärung sind das
Wichtigste. Die Eltern wollen ernst genommen werden. Sachlich zu
informieren ist richtig, Panikmache der falsche Weg. Genau in diesem
Spannungsfeld befinden sich die Entscheidungsträger. Sie müssen den
Spagat zwischen offener Informationspolitik und Zurückhaltung
hinbekommen. Nicht immer ist das bisher gelungen. So war es ein
Fehler, die Grundschule in Altenbeken erst am Dienstag zu schließen,
obwohl bei einem Jungen bereits am Freitag zuvor HUS festgestellt
worden war. Auch ungenaue oder missverständliche Angaben tragen zur
Verunsicherung der Eltern bei. Hier müssen Behörden und Schulen
besser werden. Den Schulträgern, Lehrern und Verwaltungsmitarbeitern
jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben, ist aber falsch. Das
Krisenmanagement kann nicht überall gleich gut klappen. Denn alle
Beteiligten sind von EHEC überrollt worden. So begründet sich wohl
auch das Verhalten der Grundschule Altenbeken, Journalisten
Schulhofverbot zu erteilen, obwohl diese nur ihre Arbeit gemacht
hatten. Wie das Miteinander besser geht, zeigt Altenbekens Pfarrer
Bernhard Henneke. Nach einem EHEC-Verdachtsfall im Kindergarten St.
Helena hat er die Einrichtung bis Dienstag geschlossen. Eltern und
auch Medien sind rechtzeitig informiert worden. Die gute Nachricht
des Tages ist, dass es den schwer erkrankten Kindern aus Altenbeken
besser geht. Sie sind außer Lebensgefahr. Das macht Hoffnung – auch
für die kommende Woche, wenn der Massentest beginnt.
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Westfalen-Blatt
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