Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema G8-Gipfel:

Wenn die reichen Industriestaaten ihre
Spendierhosen für die arabischen Reformstaaten anziehen, handeln sie
nicht nur, aber auch aus Eigennutz. Bevor noch mehr Menschen aus
Ägypten und Tunesien nach Europa strömen, um hier ihr Glück zu
suchen, sollen sich die Lebensbedingungen so verbessern, dass sie in
ihrer Heimat bleiben. So richtig und wichtig die Hilfszusage des
G8-Gipfels ist, dürfen die Geber ihre Verantwortung nicht
unterschätzen. Es reicht nicht, die Schecks auszustellen. Das Geld
muss in die richtigen Hände gelangen. In der Vergangenheit landete
die Hilfe zu oft in den Taschen der Machthaber. Die Menschen, die mit
ihren Protesten ihr Leben riskiert und die Diktatoren aus dem Amt
gejagt haben, verlieren langsam die Geduld. Ihnen gehen die
Veränderungen nicht schnell genug. Oft genug sind sie von den neuen
Herrschern vertröstet worden. Die EU und die Weltbank sind
aufgefordert, die sozialen und wirtschaftlichen Reformen in
Nordafrika zu beobachten und genau hinzusehen. Wenn das Projekt
scheitert, verlieren die Menschen, die nach Freiheit und Demokratie
dürsten, jeden Mut.

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