Es gibt Wörter, die verharmlosen und ablenken.
»Kollateralschäden« ist so eines. Hinter diesem Wortungetüm
verstecken Militärs die zivilen Opfer, die ein Krieg fordert. Und
dann gibt es Wörter, die diffamieren und wie Faustschläge wirken.
»Opfer-Abo« gehört dazu, das »Unwort des Jahres 2012«. Gewollt oder
ungewollt unterstellt Jörg Kachelmann damit Frauen, dass sie eine
Vergewaltigung nur erfunden haben, ihnen die Richter aber trotzdem
alles glauben. Natürlich kommen solche Fälle vor, aber sie zu
verallgemeinern, fügt Frauen, die missbraucht wurden, eine weitere
Wunde zu. Eine solche Wortwahl ist unverantwortlich, und deshalb ist
die Wahl der Jury nachvollziehbar. Gleichwohl drängt sich der
Eindruck auf, dass diejenigen, die das »Wort des Jahres«
(Rettungsroutine) oder das »Unwort des Jahres« (Opfer-Abo) küren,
elitär vorgehen. Beide Wörter kommen im Sprachgebrauch normaler
Menschen kaum vor und fristen auch in Suchmaschinen wie Google ein
Schattendasein. So besteht die Gefahr, dass die Wahl zur
wirklichkeitsfremden Spielerei von Sprachwissenschaftlern verkommt.
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