Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Urteil gegen den ehemaligen Chef der Mittelstandsbank IKB, Stefan Ortseifen.

Tausende Kleinaktionäre haben in der Finanzkrise
viel Geld verloren. Nicht zuletzt wegen waghalsiger Bankmanager wie
dem ehemaligen Chef der Mittelstandsbank IKB, Stefan Ortseifen.
Ortseifen hat, so sieht es das Gericht, den Aktienkurs seiner Bank
manipuliert. Dafür wurde er verurteilt. Und dennoch verließ der
59-Jährige den Gerichtssaal gestern als freier Mann. Zehn Monate Haft
auf Bewährung sind ein mildes Urteil. Auch die Geldstrafe von 100000
Euro dürfte er verschmerzen. Immerhin: Der Ex-Bankchef gilt jetzt als
vorbestraft. Und doch sendet das Urteil ein Signal an die
Finanzbranche aus: Wer gegen geltendes Recht – hier die
Informationspflicht – verstößt, muss mit einer Verurteilung rechnen.
Das mag anderen Bankvorständen als Warnung dienen. Viele Aktionäre
dürften gleichwohl erbost sein. Sie werfen Ortseifen vor, Risiken
beschönigt zu haben. Tatsächlich hat die Finanzkrise weltweit zu
einem Milliardendesaster geführt. Ein Desaster, das Ortseifen nicht
allein verursacht hat, an dem er aber beteiligt war. Um die
Verantwortlichen hier rechtlich zu belangen, müssen Gesetze her. Das
ist Aufgabe der Politik.

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