Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Yen

Geld ist nicht nur eine Währung, sondern auch
eine Ware. So wie Getreide, Benzin oder Bekleidung teurer werden
können, so kann sich auch Geld verteuern. Ob Euro, Dollar oder Yen –
Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Preis. So gut, so
einfach. Kompliziert wird es, wenn man den Preis der Währungen
untereinander betrachtet. Spätestens hier kommen handfeste
wirtschaftliche und politische Interessen ins Spiel. Aktuelles
Beispiel: die starke Aufwertung des Yen nach der Naturkatastrophe in
Japan und die schnelle Reaktion der sieben führenden
Industrienationen (G7). Ein starker Yen hätte die heimischen Güter im
Ausland verteuert – Gift für eine exportorientierte Nation wie Japan.
Angesichts der milliardenschweren Lasten durch Erdbeben, Tsunami und
Atomdesaster kann sich Japan aber gerade jetzt eine Nachfrageschwäche
nicht leisten. So ist der Beschluss der G7, am Devisenmarkt
einzugreifen, um den Yen massiv zu verbilligen, richtig und wichtig.
Mehr noch: Es ist ein Signal, dass die G7 ebenso einverstanden sind,
wenn Tokio selbst die Notenpresse anwirft und neue Yen auf den Markt
bringt. Die Inflation, die folgen würde, kann Japan nur gut tun. Das
Land leidet seit Jahren unter rückläufigen Preisen, die die
Wirtschaft bremsen. Die G7 haben ein starkes Zeichen der Solidarität
mit einem geschundenen Land gesetzt.

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