Die Europäische Union (EU) ist auch – und für
die ältere Generation in erster Linie – ein Friedensprojekt. Das
erkennt man derzeit zum Beispiel daran, wie sehr der geplante
Austritt Großbritanniens aus der EU die befriedete Grenze zwischen
Irland und Nordirland schon jetzt belastet. Es gibt die nicht ganz
unbegründete Sorge, dass der Brexit den überwunden geglaubten
Konflikt befeuern könnte.
Beim Blick an die Adria wird allerdings auch deutlich, dass die
Befriedung territorialer oder politischer Streitigkeiten innerhalb
der EU ihre Grenzen hat. Erst recht, wenn es um Grenzen geht – und
ganz besonders, wenn diese im ehemaligen Vielvölkerstaat Jugoslawien
verlaufen.
Auf der kroatischen Seele hat der Bürgerkrieg (1991-1995) Wunden
hinterlassen. Dass diese nicht verheilt sind, macht der
Adria-Konflikt mit Slowenien ebenso deutlich wie der öffentliche
Selbstmord des bosnisch-kroatischen Ex-Generals Slobodan Praljak vor
dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Hier geht es um mehr als um
Seegrenzen oder Gefängnisstrafen. Den Kroaten geht es um ihre
Identität.
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