Auch wenn in diesen Tagen viel über Populismus
geredet wird: In der Frage der Arzneistudien an Demenzpatienten hat
sich der Bundestag alles andere als populistisch verhalten. Ohne die
sonst oft übliche Vorfestlegung in den Fraktionen entschied sich
die Mehrheit für eine ethisch weitgehende Lösung, die zugleich
Chancen eröffnet. Erstmals dürfen Medikamente künftig selbst dann an
nicht mehr entscheidungsfähigen Patienten getestet werden, wenn sie
im Einzelfall gar keinen Nutzen haben. Der Proband stellt sich
selbstlos in den Dienst der Allgemeinheit. Es ist gut, dass der
Gesetzgeber für solche Tests eine frühzeitige Einwilligung fordert –
die anders als bei Organspenden auch nicht von Angehörigen erteilt
werden kann. Angesichts von 1,6 Millionen Demenzpatienten in
Deutschland ist jeder medizinische Fortschritt ein großer Segen.
Ärzten und Pharmaindustrie tragen jetzt die Verantwortung dafür, dass
die ihnen eröffneten Möglichkeit nicht missbraucht werden. Die Folge
wäre ein sofortiger Rückzug des Gesetzes – und noch weniger Hoffnung
für Demenzpatienten.
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