Die Katholische Kirche ist nicht gerade bekannt
dafür, ihre Strategie nach Umfragen auszurichten. Folglich werden
auch die jüngsten Befunde der Meinungsforscher kaum zu hektischen
Reaktionen im Vatikan führen. Das ist gut, denn Demoskopie-Hörigkeit
wird der Kirche kaum aus der Krise helfen. Gleichwohl täte der
Vatikan gut daran, die neusten Zahlen genau zu studieren. Neben den
sattsam bekannten Wünschen nach Reformen muss es die Kirchenlenker
besonders nachdenklich stimmen, dass so viele Menschen den Umgang mit
den Missbrauchsopfern noch immer für ungenügend halten. Andernfalls
dürfte der Wunsch nach weiteren Gesten von Papst Benedikt XVI. bei
seinem bevorstehenden Deutschland-Besuch nicht so groß sein. Dass die
Quote der Kirchenaustritte trotzdem selbst im vom Missbrauchsthema
dominierten Jahr 2010 unter einem Prozent und damit im Durchschnitt
der letzten Dekade lag, sagt nur eines: Viele Katholiken zweifeln an
ihrer Kirche, aber relativ wenige kehren ihr den Rücken. Noch. Die
Kirche hat also keinen Grund zur Verzweiflung, erst recht aber nicht
zur Selbstzufriedenheit.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261