Eines muss man Jürgen Großmann zugute halten:
Der RWE-Chef scheut keine harte Auseinandersetzung. Die Erfahrungen
in Georgsmarienhütte haben ihn gestählt. Wie der Siegfried des
Nibelungenlieds stand der Zwei-Meter-Mann vor den Aktionären,
geschützt durch einen Leibwächter. Er steht zum Atomkurs, auch wenn
gut 60 Prozent der Deutschen in Umfragen für das Abschalten votieren.
Das kann Großmann tun, so lange ihn die Aktionäre, darunter viele
Kommunen aus NRW, nicht bremsen. Seine Standfestigkeit nötigt in
gewisser Weise sogar ein wenig Respekt ab. Aktionärstreffen sind
keine Gebetsveranstaltungen. Da wird schon mal lautstark geschimpft.
Banner werden enthüllt. Sogar Särge durch den Saal getragen. Doch mit
Gegenständen werfen, das sollten die Atomkraftgegner unterlassen –
auch wenn es nur Wollknäuel waren. Siegfried galt bis auf eine
lindenblattgroße Stelle an der Schulter als unverwundbar. Genauso war
es mit Atomkraft – bis zum GAU in Tschernobyl. Seit Fukushima ist
klar, dass auch eine kleine Lücke im Sicherheitssystem zu groß sein
kann. Daran kommt auch Großmann nicht vorbei.
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