Sexuelle Gewalt ist Alltag. Nachrichten über
Übergriffe im familiären Umfeld, bei der Arbeit oder Vergewaltigungen
im Zug sind traurigerweise nichts Neues. An Schulen, die
Gesellschaften im Kleinen abbilden, ist das nicht anders. Dass nach
Schätzungen des Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig in
jedem Klassenzimmer zwei Schüler sitzen, die Opfer von solcher Gewalt
geworden sind, ist trotzdem erschreckend.
Noch erschreckender ist aber, dass es bisher offenbar an konkreter
Hilfestellung mangelte. Wenn Lehrer nicht wissen, wie sie etwa mit
Vergewaltigungsopfern umgehen sollen und stattdessen lieber
geschwiegen wird, dann hat das Schulsystem versagt. Ein sexueller
Übergriff erschüttert das Urvertrauen. Wenn Lehrer
Verhaltensänderungen bemerken und dennoch nichts tun, ist das ein
doppelter Vertrauensbruch.
Dass die vom Minister angestoßene Initiative nun
Aufklärungsarbeit leisten will, ist löblich. Infobroschüren werden
das Problem aber nicht lösen. Wirklich helfen können nur
ausgebildete Psychologen und Sozialarbeiter.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261