Niemand weiß, welche Gegenleistung für die
Freilassung einer deutschen Geisel in Syrien vor acht Wochen fällig
war. Sicher scheint, dass es ein hoher Betrag aus Steuergeldern
gewesen ist. Ja, unser Land ist erpressbar und bleibt es auch. Das
gilt solange deutsche Regierungen beim Tod einer Geisel einen
gewaltigen Sturm der Entrüstung fürchten müssten. Ministerrücktritte
und Vorwürfe der Verantwortungslosigkeit wären noch das Mindeste.
Mehr noch. Es soll etwa 20 deutsche Geiseln weltweit in der Hand von
Terroristen und Verbrechern geben. Was würde aus ihnen, wenn
Deutschland knallhart jede Zahlung ausschlösse? Manchmal ist
Schweigen besser. Deshalb ist es legitim, dass der gestern öffentlich
gewordene Entführungsfall zunächst diskret abgewickelt wurde. Die
Krisenprofis im Auswärtigen Amt brauchen eine gewisse Grauzone und
einen Verhandlungsspielraum, um das Bestmögliche für das Opfer
herauszuholen. Dennoch ist und bleibt es bitter, an Entführer zahlen
zu müssen im Wissen, dass sie damit Waffen kaufen und weiter auf
Menschenjagd gehen werden.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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