Westfalen-Blatt: Trotz des gescheiterten Plans für einen Zusammenschluss mit der Hapag Lloyd bleibt die Oetker-Schifffahrtslinie Hamburg-Süd offen für Fusionen. Dies sagte August Oetker (69).

August Oetker (69) hat im Interview mit dem in
Bielefeld erscheinenden Westfalen-Blatt (Samstagsausgabe) bestätigt,
dass die geplante Fusion der eigenen Schifffahrtslinie Hamburg Süd
mit der Hapag Lloyd an unterschiedlichen Auffassungen im
Gesellschafterkreis gescheitert ist. „Wenn man in einer so
wesentlichen Frage unterschiedlicher Meinung ist, dann muss man sich
eben mehr Zeit für die Diskussion nehmen. Und die haben wir“,
erklärte der Vorsitzende des Beirats in dem Familienunternehmen. Die
Absage an Hapag Lloyd bedeute nicht, dass damit auch andere
Kooperationen für alle Zeiten ausgeschlossen wären. In der
Zwischenzeit halte die Familie bei der Hamburg Süd weiter Kurs, auch
was die Investitionen betreffe.

Gefragt, ob der Finanzchef des Konzerns, Albert Christmann, der in
der Presse auch schon als Kandidat für die Nachfolge des derzeitigen
Unternehmenschefs Richard Oetker genannt worden ist, durch die
Ermittlungen des Bundeskartellamts gegen die führenden Bierbrauer
desavouiert sei, sagte Oetker: „Bislang sind das alles nur
Behauptungen in der Presse. In Deutschland gilt in jedem Fall vor
einem Urteil die Unschuldsvermutung.“ In jedem Fall sei es richtig,
dass der nächste Konzernchef auch ein familienfremder Manager sein
könne. „Familienzugehörigkeit begründet noch keinen Anspruch auf
Führung. Das Firmeninteresse geht vor den Interessen Einzelner.“

Zu dem kürzlich erschienen Historikerbuch über die Geschichte
Oetkers in der Nazi-Zeit (Andreas Wirsching: Dr. Oetker und der
Nationalsozialismus) sagte August Oetker: „Unser Anliegen war, dass
wir selbst die Wahrheit wissen wollten, und zwar die volle Wahrheit.“
Das sollte die historische Studie ein für alle Mal klären. „Das
wollten alle in der Familie, nicht alle gleich stark, aber das
Ergebnis ist, dass wir unserer Familie einen Gefallen getan haben.“
Es sei schlimm genug, was die Kinder des Firmenpatriarchen
Rudolf-August Oetker (1916-2007) erfahren mussten, „aber nun wissen
wir es wenigstens.“

Dr. August Oetker feiert am Montag, 17. März, seinen 70.
Geburtstag.

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Andreas Kolesch
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