Die Bauern fordern, die Erzeugerpreise für das
Fleisch, das ein »Tierwohl«-Siegel trägt, deutlich zu erhöhen. Das
wird von den großen Ketten im deutschen Lebensmittelhandel mit dem
Hinweis abgelehnt, die Verbraucher würden das nicht bezahlen. Die
Argumentation darf man bezweifeln. Wenn dem so wäre, dann dürften
nicht ausgerechnet die Ökobauern 2015 deutschlandweit ihr Einkommen
um durchschnittlich elf Prozent gesteigert haben. Traditionelle
Betriebe erlitten dagegen Einbußen von 22 bis 44 Prozent. Auffällig
ist, dass zwar die Einnahmen der Bauern zurückgehen, die
Lebensmittelpreise im Supermarkt aber steigen. Eine neue Diskussion
um die Konzentration im Handel ist fällig – auch weil der
Wirtschaftsminister gerade überlegt, das Kartellamtsverbot für eine
Übernahme von Tengelmann durch Edeka durch eine Sondererlaubnis zu
umgehen. Bauern sind und fühlen sich als Unternehmer. In der
gegenwärtigen Lage jedoch, in der ihr Export auch aus politischen
Gründen stagniert, sind sie abhängiger als angestellte Beschäftigte
– wobei diese wenigstens mehr Geld nach Hause tragen. Müssen wir
wirklich abwarten, bis der letzte Bauernhof geschlossen ist, um zu
erkennen, welch große Bedeutung die Landwirtschaft für den Erhalt der
heimischen Landschaft hat?
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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