Es ist schlimm, wenn in Deutschland Juden auf der
Straße körperlich angegriffen werden, weil sie als Juden erkennbar
sind, wenn Bombendrohungen gegen Synagogen eingehen und auf
Demonstrationen Parolen wie „Israel vergasen“ und „Sieg Heil“ zu
hören sind. Geht also eine neue, bis vor kurzem unvorstellbare Welle
des Antisemitismus durch unser Land? Sicherlich nicht. Aber es hat
sich schon etwas geändert.
Da sind junge Muslime, denen auch eine deutsche
Staatsangehörigkeit kein Bewusstsein von der besonderen Schuld der
Deutschen gegenüber den Juden und der daraus abgeleiteten besonderen
Beziehung zu Israel nahegebracht hat. Zu ihnen gesellen sich alte und
neue Nazis sowie versprengte Linke – eine abenteuerliche Mischung.
Wer israelische Soldaten wegen ihrer Angriffe auf Gaza als
„Kindermörder“ bezeichnet, ist allein deshalb noch kein Antisemit.
Aber warum hören wir keine entsprechenden Proteste gegen Massaker im
Irak und in Syrien? Weil Kritik an Israel auch tiefer liegende
Ressentiments befriedigt? Der Verdacht liegt nahe.
Und die Mehrheit? Ist genervt. Israels Sicherheit mag deutsche
Staatsräson sein, wie Angela Merkel gesagt hat. Aber insbesondere die
Siedlungspolitik hat viel Unverständnis und Distanz geschaffen. Das
ist bedenklicher, als es einzelne, noch so schlimme Ausfälle sind.
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