Westfalenpost: Das Vermächtnis eines großen Deutschen Von Andre Schweins

Herausragende Persönlichkeiten verschwenden nicht
überbordend viele Gedanken darauf, welchen Platz sie einst in den
Geschichtsbüchern einnehmen könnten. Der herausragende Staatsmann und
Politiker wirkt durch Kraft und Weitsicht seines Schaffens. Richard
von Weizsäcker hat nicht einfach nur seinem Land gedient als
Bundespräsident und Visionär in mannigfaltiger Funktion. Von
Weizsäcker hat Deutschland den Weg in eine Zukunft gewiesen, die
selbstbewusst gestaltet wird – aber das Erinnern an die schwärzeste
Zeit unserer Geschichte zur ersten Bürgerpflicht erhebt.

Richard von Weizsäckers Rede zur Befreiung vom mörderischen
nationalsozialistischen Schreckensregime hat 1985 die bei der
Aufarbeitung noch weit verbreitete Hilflosigkeit beendet. Der
Bundespräsident, der das Grauen dieses unfassbaren Krieges als Soldat
hatte miterleben müssen, erwarb an diesem Tag zudem bei Nachbarn und
Verbündeten tiefes Vertrauen. Sein Streben nach Dialog und
Versöhnung, das ihn zuvor als ersten Regierenden Bürgermeister
Berlins den DDR-Staatsratsvorsitzenden hatte besuchen lassen,
festigte den Ruf der Bundesrepublik als höchst verlässlicher Partner.

Richard von Weizsäcker war zehn Jahre lang unser Staatsoberhaupt.
Er blieb – fernab von der Grundgesetz-Festlegung auf diese maximale
Amtszeit – so etwas wie ein ständiger Bundespräsident, eine
moralische Höchstinstanz. Seine Rede am 8. Mai 1985 wird einen Platz
in den Geschichtsbüchern behalten. Richard von Weizsäckers Name wird
zudem verbunden bleiben mit dem Ritterschlag idealer Amtsführung. Wir
tun gut daran, immer wieder sehr genau auf das zu schauen und zu
hören, was ein großer Deutscher uns als sein Vermächtnis hinterlassen
hat.

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