Westfalenpost: Der Preis der Solidarität / Kommentar von Harald Ries zu den neuen Aufgaben für deutsche Soldaten

Frankreich ist ein Freund und Nachbar, ein Partner
in der EU und Nato. Wird er angegriffen, leisten wir Hilfe. Der
Terror könnte jederzeit uns treffen und meint sowieso unseren
Lebensstil. Also schickt die Bundesregierung mehr Soldaten nach Mali,
verstärkt die Ausbildungsmission für die kurdischen Peschmerga im
Nordirak und erwägt Tornado-Einsätze in Syrien.

Aber ist es auch vernünftig? In Afrika geht es um die
Stabilisierung eines von Islamisten bedrohten Staates. Solche
Einsätze waren häufig erfolgreich; allerdings ist die ehemalige
Kolonialmacht Frankreich mit den Verhältnissen erheblich besser
vertraut. Im Irak ist die Stärkung der Kurden eine prinzipiell
wirksame Maßnahme gegen den IS. Wenn der Nato-Partner Türkei unsere
Verbündeten dann aber bombardiert, wird klar, dass ohne abgestimmte
Gesamtstrategie die wenigsten Aktionen sonderlich zielführend sind.
Das gilt für Syrien noch mehr: Dort betreibt jede Interventionsmacht
ihr eigenes Geschäft. Und ohne eine realistische Idee vom Zielzustand
ist kein Ende in Sicht.

Nichts zu tun, ist dennoch keine Option. Die Bundeswehr-Einsätze
sind der Preis der Solidarität. Mehr bewirken könnte Deutschland
allerdings etwa durch Aktionen gegen die IS-Förderer in
Saudi-Arabien. Doch offenbar sind die noch zu wichtig fürs Geschäft.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160