Westfalenpost: Eine Frage der Ehrlichkeit Von Martin Korte

Wir wollen ehrlich sein. Journalismus ist auch ein
Geschäft. Der Schnellste gewinnt, die Exklusivnachricht verkauft sich
besser als der Einheitsbrei aus der Tagesschau. Das gilt um so mehr,
da der Kampf ums Publikum nicht mehr nur an den Kiosken geführt wird,
sondern mit dem atemlosen Wettrennen der Internet-Echtzeitmedien eine
neue Qualität gewonnen hat. Angebot und Nachfrage: Es gelten die
Gesetze des Marktes.

Viele Prominente nutzen das für ihre Zwecke aus – und leiden
darunter. Weil sie das Scheinwerferlicht suchen, müssen sie auch mit
den Schattenseiten leben. Das gehört zum Geschäft, und die meisten
Betroffenen wissen das.

Aber es gibt Grenzen. Selbstverständlich hat die Familie
Schumacher ein Recht auf Privatsphäre. Selbstverständlich dürfen
Journalisten die Arbeit des Personals in der Klinik nicht
beeinträchtigen. Selbstverständlich verstoßen Medien-Menschen gegen
das Berufs-Ethos, wenn sie sich unter Vorspiegelung falscher
Tatsachen Zutritt zum Krankenzimmer verschaffen wollen. Seriöse
Medien – und dazu zählt sich diese Zeitung – machen nicht mit bei
diesem organisierten Tabubruch. Das gebietet der Respekt vor dem Leid
von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen.

Wollen Sie auch mal ehrlich sein? Würden Sie eine Zeitung kaufen,
eine Internetseite anklicken oder eine Fernsehsendung anschauen, die
ein Foto des an lebenserhaltende Maschinen angeschlossenen
prominenten Patienten zeigt? Wenn ja, dann schaffen Sie einen Markt.
Und der Appell der Familie Schumacher bliebe ohne Folgen.

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