Auf den ersten Blick ist das wirklich peinlich für 
den Wirtschaftsminister. Zu Beginn seiner Amtszeit hat Sigmar Gabriel
einen deutlich strengeren Kurs beim Geschäft mit deutschen Waffen 
angekündigt – dass wir zu den größten Rüstungsexporteuren gehörten, 
sei „eine Schande“. Nun das: Unsere Waffenexporte sind im Vorjahr auf
Rekordniveau gestiegen. Eine Steilvorlage für die Opposition, die dem
SPD-Politiker  Versagen vorwirft. Aber so einfach ist es nicht. Der 
Minister hat anfangs überhöhte Erwartungen geweckt, aber der 
Regierungsbericht ist keine Bilanz des Scheiterns. Ein Glanzstück 
allerdings auch nicht.
   Gabriel hat schon recht, wenn er auf Sonderfaktoren wie die 
teuren, aber unstrittigen U-Boot-Lieferungen nach Israel verweist. 
Nicht jeder Waffenexport ist ein Skandal, die Gesamtsumme sagt wenig 
aus. Das Geschäft mit den besonders problematischen Kleinwaffen, die 
für die meisten Todesopfer in internationalen Konflikten 
verantwortlich sind, hat Gabriel immerhin massiv eingeschränkt. Gut 
so. Aber nicht gut genug. Der Minister muss sich fragen lassen, warum
er bei den bedenklichen Exporten in Drittstaaten, die keine 
Verbündeten sind, nicht stärker auf die Bremse tritt. Gabriel beruft 
sich auf die Vorgängerregierung, doch ob er wirklich keine Handhabe 
gehabt hätte, das Geschäft zu stoppen, ist unter Experten strittig.
   Gabriel wird nicht nur mehr Konflikte in der Regierung wagen 
müssen, um sein Versprechen einzulösen. Er muss auch sein 
angekündigtes Rüstungsexportgesetz endlich vorlegen, das mehr 
Transparenz und klare Regeln schaffen kann. Gabriel ist da eigentlich
der falsche Mann. Für die Rüstungsexporte müsste der Außenminister 
zuständig sein. Aber der weiß schon, warum er sich lieber zurückhält.
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