Westfalenpost: Für die Freiheit immer wieder mutig einstehen Von Torsten Berninghaus

Europa ist vereint in der Trauer. In der Trauer um
die Opfer islamistischen Terrors – um die Zeichner und Journalisten
von Charlie Hebdo, um Polizisten und um Juden. Dieser Terror
versucht, Frankreich und die westliche Welt in die Knie zu zwingen.
Gestern aber hat er das Gegenteil erreicht. Vereint in einer nie
dagewesenen Gedenkversammlung, die selbst für die protestgeübten
Franzosen eine neue Dimension darstellt, gaben Hunderttausende dem
Widerstand ein Gesicht. Das war mutig, fast trotzig. Auf jeden Fall
ein überwältigendes Signal. In Paris hat die Demokratie mit ihren
Mitteln geantwortet auf ein abscheuliches und feiges Attentat auf die
Meinungsfreiheit und auf unsere Kultur.

In den letzten Tagen haben wir auf dramatische Weise gesehen, dass
Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein Wert, der
immer neu errungen werden muss. Vor diesem Hintergrund wird
entscheidend sein, welche Relevanz dieser Gedanke bei den jetzt
anstehenden Reaktionen haben wird. Politisch wird es darauf ankommen,
entschlossen und gleichzeitig besonnen zu handeln. Unter dem Eindruck
von Angst und Schrecken dürfen keine Grundrechte geopfert werden.
Daher sind selbstverständlich Zweifel an der Vorratsdatenspeicherung
erlaubt und nötig. Dieses Mittel konnte das Grauen von Paris
jedenfalls nicht verhindern. Und deshalb ist es gut, dass die
Innenminister in erster Linie auf klassische Polizeiarbeit, auf
verdeckte Ermittlungen und auf den systematischen Austausch von
Informationen setzen.

Unabhängig davon aber wird es auf jeden einzelnen von uns
ankommen. Wenn wir erkennen, dass Freiheit und Meinungsfreiheit keine
Geschenke vorausgegangener Generationen sind, werden wir entschlossen
für unsere Werte einstehen. Weit über den gestrigen Tag hinaus.

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