Westfalenpost: Futter für Brexit-Anhänger / Kommentar von Michael Backfisch zu David Cameron

Auch wenn man dem britischen Premier David Cameron
juristisch nichts vorwerfen kann: Er hat in der Panama-Affäre
kapitale Fehler begangen. Mit seiner Salami-Taktik erweckte er den
Eindruck, als ob er etwas unter den Teppich kehren wolle. Innerhalb
von vier Tagen servierte er fünf Versionen zur Beteiligung an einer
Briefkastenfirma. Erst zum Schluss schenkte er reinen Wein ein. Das
riecht nach Vertuschung.

Und natürlich stellt sich die Frage: Warum sollte ein
Spitzenpolitiker sein Geld überhaupt in Briefkastenfirmen anlegen?
Wer Verantwortung für ein Land trägt, hat – ob er es will oder nicht
– Vorbildfunktion.

Der britische Premierminister hat sich ein gewaltiges
Glaubwürdigkeitsproblem eingebrockt. Das ist auch schlecht für
Europa. Cameron trommelt derzeit, um seine Landsleute von einem
Verbleib in der EU zu überzeugen. Nun hat er eine Image-Delle, über
die sich vor allem die Brexit-Anhänger freuen. Ein angeschlagener
Premier kann dazu beitragen, dass die EU-Gegner beim Referendum am
23. Juni vorn liegen.

Die Brexit-Befürworter haben ohnehin eine optimale
Propaganda-Tribüne. Das Nein der Niederländer zum
Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine hat gezeigt,
dass die Euro-Skepsis auch auf dem Kontinent angekommen ist.

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