Westfalenpost: Harald Ries zu Teilzeitkrankheiten

Wenn ein Depressiver, dem es wieder ein wenig besser
geht, auch wieder ein wenig arbeitet, kann ihm das – wegen der
Strukturierung des Tages, der Sozialkontakte und dem guten Gefühl,
etwas zu leisten – bei der Genesung helfen. Das klingt einleuchtend.
Doch daraus muss nicht die Forderung nach der generellen Möglichkeit
einer Teilzeit-Krankschreibung folgen. Die Hausärzte halten das für
praktisch kaum handhabbar, denn es müsste in jedem Einzelfall die
konkrete Situation am Arbeitsplatz in die Abwägung eingehen. Und die
Vorstellung, Arzt und Patient hätten über prozentuale
Leistungsfähigkeit zu verhandeln und der Arbeitgeber dann den
passenden Job bereitzustellen, ist für alle abschreckend. Außer für
die Kassen, die Krankengeld sparen würden. Also keine Veränderung?
Doch. Es gibt bereits Modelle, um Langzeitkranken einen vorsichtigen,
schrittweisen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, und die
funktionieren gut. Gesundheitsminister Spahn will diese Möglichkeit
der Wiedereingliederung nun systematisch und flächendeckend prüfen
lassen. Das ist sinnvoll. Und das sollte zunächst reichen.

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