Westfalenpost: Harald Ries zum EU-Staubsauger-Plan

Der umweltfreundlichste Strom ist der gar nicht erst
verbrauchte. Energiesparen ist die beste Energiewende. Im Prinzip ist
das klar. Aber wenn es konkret wird, wenn Gesetze und Vorschriften
die eigene Wohnung erreichen, empören wir uns über die Regelungswut
der EU. Das mag psychologisch verständlich sein, ist politisch aber
albern: Was die Staubsauger-Verordnungen angeht, ist die Kritik daran
nur heiße Luft. Im letzten Test der Stiftung Warentest hat ein Gerät
mit 870 Watt Leistung gesiegt. Das liegt unterhalb des ab 2017
gültigen Grenzwerts und zeigt: Die Saugleistung hängt nicht von der
Wattzahl ab. Die Werbung damit ist unsinnig. Mit energieeffizienter
Technik wird die Wohnung auch sauber. Und der Lärmpegel sinkt dazu.
Die Verbraucher werden davon profitieren – wie von sparsamen
Kühlschränken, Wasch- und Geschirrspülmaschinen. Das gibt der
EU-Kommission aber noch keinen Freibrief, jede mögliche
Strom-Einsparung zum Gesetz zu erheben. Die berechtigte Kritik am
Ersatz der beliebten Glühbirne durch die Energiesparlampe, die kaltes
Licht gibt, zu langsam auf Touren kommt, weniger lange hält als
versprochen und bei der Entsorgung Probleme macht, sollte Brüssel
eine Lehre sein. Lohnt die Ersparnis durch die sich selbst
abschaltende Wärmeplatte der Kaffeemaschine wirklich den Ärger? Ist
bei der verpflichtenden Einführung von Spar-Duschköpfen und
-Wasserhähnen bedacht, dass Nordeuropa Wasser genug hat und eher zu
wenig davon durch die Abwasserleitungen fließt? Kann man sich darauf
verlassen, dass neue Vorschriften für Halogenlampen keine
Komplettumrüstung der Wohnungsbeleuchtung zur Folge haben
müssen?

Die EU will nur das Beste. Damit sie das mit
Augenmaß umsetzt, haben wir gerade ein Parlament gewählt.

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