Es gibt viele Faktoren, die es der SPD mehr als nur
schwer machen, ab 2017 den Kanzler zu stellen: Angela Merkel ist auf
dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit, eine Wechselstimmung nicht in Sicht.
Angesichts des Zustands der Linkspartei ergäbe sich auch bei
mittelstarken Stimmenveränderungen keine Machtperspektive. Der
Vorsitzende Sigmar Gabriel quält seine Partei mit unabgestimmten
Sprüngen in die vermeintliche politische Mitte
(Vorratsdatenspeicherung, TTIP, Kohle), ohne dafür ein Umfrageplus
liefern zu können. Und nicht zuletzt sind es Vorstöße wie der von
Torsten Albig, die ohnehin geringe Chancen weiter schmälern. Der
Ministerpräsident von Schleswig-Holstein hat, bevor er das wurde, die
Bundesländer für überflüssig erklärt. Für diese Position gibt es gute
Argumente. Nur sollte man den Job dann vielleicht anderen überlassen.
Albig riet Peer Steinbrück von der Kanzlerkandidatur ab. Zu Recht.
Als es doch dazu kam, zeigte er sich begeistert. Etwas zu spät. Jetzt
lobt er die Kanzlerin und rät seiner Partei zum Verzicht auf einen
Kandidaten fürs Amt. Das bringt Schlagzeilen im Sommerloch. Wie
immer, wenn jemand gegen die Parteilinie verstößt. Das Resultat ist
der Eindruck von Uneinigkeit und Verzagtheit. Beides rückt die
30-Prozent-Schwelle für die SPD in noch weitere Ferne. Wer nicht an
sich glaubt, an den glaubt mit gutem Grund auch kein anderer.
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