Westfalenpost: Kennen Sie Alternativen? Von Martin Korte

Selbstverständlich ist die Vorstellung schrecklich:
Wer die Syrien-Krise lösen will, der muss sich mit Machthaber Assad
an einen Tisch setzen. Der muss die Hand des Despoten schütteln –
eine Hand, an der Blut klebt. Aber was sind die Alternativen?

Bodentruppen? Undenkbar, weil die Verluste zu hoch und die
Erfolgsaussichten zu gering wären. Luftangriffe? Werden ja schon seit
geraumer Zeit praktiziert, neuerdings auch von den Franzosen. Sie
treffen die Zivilbevölkerung, und es ist bisher nicht erkennbar, dass
sie die Kriegsparteien deutlich geschwächt haben. Waffenlieferungen?
Verlängern den Konflikt, denn auf dem globalen Militär-Markt bedienen
sich alle. Aufbauhilfe für die Opposition? Versuchen die Amerikaner
seit langem – erfolglos. Und: Eine nachhaltige Unterscheidung in gute
Rebellen und schlechte Rebellen fällt schwer.

Also Putins Weg? Für den Macho aus Moskau geht es vor allem um
Macht. Er will zurück auf die Weltbühne. Menschliche Verluste sind
ihm vielleicht nicht egal, aber sie sind zweitrangig. Und trotzdem:
Vielleicht müssen wir in Kauf nehmen, dass Putin Syrien als Vehikel
nutzt, um die Rolle zurückzuerobern, die ihm nach der Krim-Annexion
genommen worden ist. Soll er doch vermitteln, Hauptsache
Menschenleben werden geschont. Das ist traurig, aber das ist
Realpolitik.

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