Kauen Sie ruhig weiter. Nicht, dass Ihnen das
Brötchen im Hals stecken bleibt. Durchaus nachvollziehbar ist, dass
Ihnen angesichts mangelhafter Hygiene in Großbäckereien der Appetit
vergeht. Aber sehen wir es positiv. In der überwiegenden Mehrzahl der
Betriebe gibt es nichts zu beanstanden. Sie halten sich an die
Vorschriften. Vielmehr sind es die schwarzen Schafe, die eine ganze
Branche in Verruf bringen. Umweltminister Johannes Remmel will ihnen
an den Kragen und macht Druck. Zu Recht. Die bisherige Praxis,
gravierende Mängel unter der Ladentheke zu halten, ist nicht im Sinne
der Verbraucher. Da ist buchstäblich der Wurm drin. Der Kunde muss
wissen, was er kauft und verzehrt. Das ist Vertrauenssache. Massiver
Schimmel im teigigen Umfeld ist kein Kavaliersdelikt, sondern
hochgradig gesundheitsgefährdend. Schließlich ist der Mensch, was er
isst. Der Satz ist nicht neu, aber er bringt es auf den Punkt. Allein
beim Gedanken an eingebackene Schaben dreht sich morgens der Magen
um. Das beste Garantie, einwandfreie Ware zu bekommen, ist die
öffentliche Kontrolle. Wenn jedermann nachlesen kann, wie die
Bäckerei es mit der Sauberkeit hält, wird der Besen, bildlich
gesehen, nahezu von alleine durch die Backstube fliegen. Also ist die
Idee, landesweit eine Internet-Datenbank einzuführen, die
Hygiene-Verstöße ab einem Bußgeldbescheid von mindestens 350 Euro
veröffentlicht, nicht verkehrt. Eine entsprechende Gesetzesänderung
auf Bundesebene macht dies ab September möglich. Kein Unternehmen,
kein Bäcker hat ein Interesse, sich im Netz als Schmuddelbetrieb
wiederzufinden. Bekanntermaßen ist es ausgesprochen schwer, einen
ramponierten Ruf wieder aufzupolieren. Beim Verbraucher bleibt immer
etwas hängen, besonders wenn es negativ ist. Grundlegende
Voraussetzung für mehr Transparenz bei der Lebensmittelüberwachung
ist der unangemeldete Besuch des Lebensmittelkontrolleurs – wenn er
denn überhaupt einmal im Jahr erscheint. Im Kreis Olpe kommt einer
auf 397 Betriebe, das ist landesweit ein guter Schlüssel. Anderswo
wacht ein Kontrolleur über 1400 Betriebe. Hier besteht
Handlungsbedarf.
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