Westfalenpost: Lorenz Redicker zum Umbau bei der Bahn

Wäre die Deutsche Bahn, so, wie es lange geplant
war, ein an der Börse notiertes Unternehmen – Rüdiger Grube hätte
jetzt ein Problem. Das dritte Jahr in Folge wird der Staatskonzern
seine Ziele verfehlen. Die Chefs von Dax-Konzernen überleben so etwas
selten, zumal dort in Quartalen gerechnet wird, was die Aufregung ob
der Misserfolge noch potenziert hätte. Aber die Bahn ist nicht an der
Börse. Was gut ist für Grube – und, nebenbei bemerkt, wohl auch für
die Bahnfahrer. Dennoch reagiert der Bahnchef auf die Zahlen. Der
Vorstand wird umgebaut, der Konzern soll folgen. Grube muss
reagieren, zu viele Probleme haben sich aufgestaut. Die Konkurrenz
durch Fernbusse macht sich bemerkbar, ebenso die günstigen
Spritpreise. Im Nahverkehr verliert die Bahn immer mehr
Ausschreibungen, wie zuletzt die um den RRX. Und auch im
Schienen-Güterverkehr läuft es nicht rund. Ein Dax-Unternehmen würde
jetzt einen Sanierer bestellen, ein hartes Sparprogramm wäre die
Folge. So einfach kann und darf es sich Grube nicht machen.
Schienenverkehr ist politisch gewollt, bei der Bahn reden alle mit
oder wollen es zumindest, vom Verkehrsminister bis zum Landrat. Und
weil auch der Finanzminister seine Interessen anmeldet, ist Grubes
Umbau ein Spagat zwischen vielerlei Interessen. Ziel: mehr Effizienz,
schlankere Strukturen, kürzere Entscheidungswege. Die Fahrgäste
werden von diesem Umbau erst einmal wenig bemerken. In ihrem Sinne
aber ist, dass es nicht darum geht, den Staatskonzern fit und schlank
für die Börse zu machen. Sondern um ein wettbewerbsfähiges, gutes
Angebot – etwa über den angekündigten Ausbau beim Fernverkehr oder
die Bahnhofsoffensive. Mit dem Umbau ist Grube auf dem richtigen Weg.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160