Westfalenpost: Manager-Integrität liefert Wertekompass Von Torsten Berninghaus

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet im Bankenland
Schweiz jetzt strenge Regeln eingeführt werden für die Vergütung von
Top-Managern. Die Bürger haben mit ihrem klaren Votum reagiert auf
Boni- und Sonderzahlungen, die bisweilen bizarre Blüten getrieben
haben. So sollte zuletzt der Verwaltungsratspräsident eines
Pharmakonzerns 72 Millionen Franken als Entschädigung bekommen für
ein Konkurrenzverbot. Trotzdem dürfte das Schweizer Beispiel
ungeeignet sein, um es ohne weiteres zu übertragen.

Denn die Eidgenossen gehen mit der groben Kelle vor. Sie drohen
mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren und wollen die Verfassung
ändern, statt die neuen Regeln dort zu belassen, wo sie hingehören:
im Aktien- oder Gesellschaftsrecht.

Gleichwohl schauen EU-Politiker, die sich derzeit mit Obergrenzen
für Boni von Bank-Managern beschäftigen, mehr als nur interessiert in
die Schweiz. Denn am Ende geht es um die Frage der Angemessenheit.
Und um ethische Grundsätze, an denen unser wirtschaftliches Handeln
ausgerichtet sein sollte.

Das Prinzip von Leistung und Entlohnung an sich steht nicht
infrage. Aber es muss auf alle Beschäftigten angewandt werden – ganz
gleich ob Angestellte oder Spitzen-Manager. Besonders Letzteren muss
bewusst sein, dass sie mit ihrem Handeln Vorbild sind für andere.
Ihre persönliche Integrität liefert den Wertekompass der Wirtschaft.

Und weil dieser Wertekompass bis heute in den allermeisten Fällen
funktioniert, dürfen die Fehlleistungen einzelner nicht zum Anlass
genommen werden, alle zu bevormunden. Vielmehr muss es darum gehen,
Manager für Fehlleistungen zur Rechenschaft zu ziehen.

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Weitere Informationen unter:
http://