Die Europäische Union kann es sich nicht erlauben,
alle paar Tage einen Sondergipfel zur Griechenland-Krise
einzuberufen. Es gibt wichtigere Themen, etwa das sich zuspitzende
Flüchtlingselend und den Ukraine-Krieg. Deshalb ist es erfreulich,
dass sich Athen mit den Geldgebern zumindest „technisch“ über die
Modalitäten des dritten Rettungspakets geeinigt hat.
Jetzt kommt das Aber: Regierungschef Alexis Tsipras hat in den
vergangenen Monaten so viele politische Volten geschlagen, dass auf
ihn nun wirklich kein Verlass mehr ist. Er stellt ja nicht nur die
Geduld der europäischen Partner auf eine harte Probe, sondern auch
die des eigenen Volkes. Seine Syriza-Partei wird aller Voraussicht
nach gegen den Premier stimmen, wenn das Parlament abschließend über
das Sparpaket zu befinden hat. Auch Tsipras lehnt das Reformpaket im
Grunde ab, weil es seinem Land aufgezwungen worden sei. Trotzdem muss
er zustimmen: Athen steht am Abgrund. Schlechte Voraussetzungen für
eine nachhaltige Beendigung der Krise. Der Premier redet schon von
Neuwahlen im Herbst. Wer weiß denn schon, ob die nächste Regierung
sich noch an Absprachen gebunden fühlt.
Das sind keine böswilligen Unkenrufe. Das sind einfach nur
Befürchtungen, die aus den Erfahrungen der vergangenen Monate
resultieren.
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