Westfalenpost: Merkel und die Halbstarken

Griechenland wird seit vielen Jahren schlecht
regiert. Die neue Führung ist daran schuldlos. Aber sie ist dreist.

Eine Zumutung ist Yannis Varoufakis, der Finanzminister, der die
Hilfen für die Griechen im neuen „Spiegel“ mit „Waterboarding“
vergleicht, mit der berüchtigten Foltermethode der CIA.

Erinnern wir uns: Die Europäische Union hat Athen Geld geliehen,
um die Griechen vor der Pleite zu retten. Allein die deutschen
Steuerzahler stehen für 70 Milliarden Euro gerade. Der finanzielle
Einsatz war nicht selbstlos. Die Hilfe hatte auch das Ziel, das
Finanzsystem zu stabilisieren. Aber: Eine solidarische Aktion war es
doch.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich ganz ungeniert. Die Griechen
wollen weiter Geld sehen, aber weniger Auflagen erfüllen. Ihre
Schulden wollen sie auch nicht zurückzahlen. Sie wollen einen
Schuldenschnitt. Schlimm ist, dass sie Erfolg haben könnten, da sich
keiner traut, den Geldhahn zuzudrehen, den Ausstieg aus dem Euro-Raum
in Kauf zu nehmen.

Ein Problem hat die Regierung des Linken Alexis Tsipras mit
Deutschland. Es begann damit, dass er bei seiner Antrittstour Berlin
ausklammerte. Erst sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel isoliert
werden. Mal wurde ihr vorgeworfen, Griechenland zur Schuldenkolonie
zu machen, mal wurden alte Rechnungen aufgemacht. Das Verhalten von
Halbstarken. Ob Varoufakis und Tsipras das Ende bedacht haben? Wie
soll Angela Merkel ihre Partei, den Bundestag, ihre Wähler für neue
Solidarität gewinnen?

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160