Die Ukraine-Krise hat zur Europa-Verdrossenheit ein
schüchternes Gegen-Gefühl entstehen lassen. Angesichts des ruppigen
Umgangs, den Putin mit Grundregeln wie Gewaltverzicht, Demokratie und
Völkerrecht treibt, steht die viel gescholtene EU so schlecht nicht
da. Bei vielem mag sie hässliche Schwächen haben:
Entscheidungsfähigkeit, Transparenz, Bürgernähe. Doch das, was im
Zweifel wichtiger ist, scheint bei ihr besser aufgehoben als
andernorts: Die EU als Friedensprojekt, als Modell der Konfliktlösung
mit zivilen Mitteln, ist vielleicht doch mehr als eine Erzählung der
Altvorderen.
Von den Ansätzen einer krisengetriebenen Wertschätzung profitiert
auch die Nato. Wie froh Polen oder die baltischen Staaten über die
Beistandsgarantie sind, wie sehr diese von Ukrainern, Georgiern oder
Moldawiern entbehrt wird, hat sich auch weiter im Westen
herumgesprochen. Insofern trifft der lange als Enttäuschung
abgebuchte Barack Obama, an dessen Land diese Garantie in erster
Linie hängt, in Europa auf mehr Wohlwollen als zuletzt. Das besteht
freilich vor allem aus Erwartungen. Und auf längere Sicht wird es
nicht reichen, dass die Supermacht die „Regionalmacht Russland“
(Obama) vom Allerschlimmsten abhält. Die transatlantischen Partner
müssen zeigen, dass sie auch ohne Putin zur Gemeinsamkeit fähig sind:
beim Handel, Datenschutz oder Lastenteilung in der Nato.
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