Westfalenpost: Nina Grunsky zu Doping am Arbeitsplatz: Eine bittere Medizin

Ritalin, um die Konzentration zu fördern.
Demenz-Mittel, um das Gedächtnis zu verbessern. Beruhigungspillen
braucht man deshalb nicht zu schlucken: Doping am Arbeitsplatz ist
kein Massenphänomen.

Und doch ist jeder, der Medikamente nimmt, um den Druck
auszuhalten, einer zu viel. Zumal der Anteil der Beschäftigten, die
sich aufputschen oder beruhigen, seit der letzten DAK-Studie im Jahr
2008 noch um zwei Prozentpunkte gestiegen ist. Damals steckte
Deutschland in einer Wirtschaftskrise. Damals hatten Beschäftigte auf
den ersten Blick mehr Grund, sich zu dopen. So liegt der Verdacht
nahe, dass der Leistungsdruck als immer stärker empfunden wird.

Gegen den Missbrauch hilft nur Aufklärung. Über die Risiken dieser
bitteren Medizin. Und darüber, wie man mit Sport und gesunder
Lebensführung Leistung und innere Ruhe nachhaltiger fördern kann.
Aufklärung darüber, dass nicht nur Wettbewerb, sondern auch
Solidarität und Menschlichkeit wichtig für Gesellschaft und
Wirtschaft sind. In erster Linie Aufklärung der Arbeitgeber. Aber
auch der Arbeitnehmer. Wer Pillen schluckt, setzt seine Kollegen
unter Druck, auch reibungslos mitzulaufen. Wer Pillen schluckt, geht
der Verantwortung aus dem Weg, beim Chef die Überlastung
anzusprechen.

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